Das Inlay aus Perlmutt
Eine selbstgebaute Gitarre braucht ein besonderes Inlay. Woher soll der Laie sonst erkennen, dass die Klampfe nicht von der Stange ist? Jedenfalls in meinem Fall ist die Verwechslungsgefahr groß, da eine Les Paul Gitarre nun mal immer ähnlich aussieht. Aber mit einer schönen Einlegearbeit aus Perlmutt wird sie zum Unikat. Ich habe mich dank einer Anregung von Bruno für eine Windrose entschieden. Ursprünglich sollte es eine Sonne werden. Aber nachdem Bruno sie wunderschön symmetrisch aufgezeichnet hatte, dachte ich mir: das ist eine Windrose, ganz klar! Und da es mich selbst bis heute ja auch in die eine oder andere Himmelsrichtung getrieben hat, halte ich einen Kompass bzw. die Windrose für sehr passend. Hier ist der Plan:
Zunächst stand die Entscheidung an, welcher Teil aus Perlmutt sein soll: der Zackenstern oder das Drumherum? Ich habe mich für den Stern entschieden. Dieser wird von einem Kreis aus dunklem Padouk-Holz eingefasst. Die Stelle, wo das Inlay auf der Gitarre hin sollte, habe ich erst später festgelegt. Ich dachte erst an eine der Flanken, dort wo der Arm aufliegt. Aber letztlich ist dort überall viel Wölbung, was die Sache kompliziert macht. Also blieb entweder die Rückseite oder vorne zwischen den Pickups. Ich habe mich für letzteres entschieden. Und so verlief die Umsetzung:
- Ausmessen des Platzes zwischen den beiden Pickups. Anfertigen eines runden Plättchens nach Maß mit der Bandsäge. Feilen und Schleifen brauche ich eigentlich nicht zu erwähnen…
- Aufzeichnen des Sterns auf Millimeterpapier, danach am Kopierer auf Echt-Größe verkleinert.
- Dieses Sternchen dann auf ein Stück Perlmutt kleben und mit einer ganz feinen Handsäge aussägen.
- Nacharbeiten mit verschiedenen Mini-Feilen. Bloß nix abbrechen.
- Mit der Handoberfräse wird die Kontur des Sterns in das Holzplättchen gefräst. Nicht zu tief, gerade so, dass das Perlmutt hineinpasst.
- Einkleben des Perlmutt-Sterns in das Plättchen mit Sekundenkleber. Füllen der Ritzen mit Epoxi-Kleber, welcher mit rotem Holzstaub vermischt wurde.
- Bohren des Kreises für das Plättchen in die Gitarre. Ein widerlicher Moment, als der 36 mm Bohrer in die intakte Oberfläche fräst…
- Einkleben des Plättchens mit Sekundenkleber (Unterseite) und außen herum wieder mit dem besten Freund des Gitarrenbauers: Epoxi.
- Danach ausgiebig schleifen, bis kein Unterschied zur Oberfläche mehr spürbar ist.
- Ganz zum Schluss dann das Einschlagen der Buchstaben für die vier Himmelsrichtungen: N, S, W, O. Hierbei gab es mehrere Probleme… zum einen waren diese Einschlagmeißel für die Buchstaben ursprünglich für den Zeitungsdruck hergestellt worden. Das heißt, die Buchstaben sind alle spiegelverkehrt. Das merkt man aber nur beim N und beim S. Und auch nur, wenn man es weiß. Bilde ich mir ein. Zum anderen ist eine Ecke des W abgebrochen und ich musste es durch ein V ergänzen. Das Einschlagen hat schließlich gut geklappt, da ich zuvor ausgiebig an Schrottholz geübt habe. Nur das O ist leider etwas daneben gegangen, wer hätte das gedacht. Aber egal, es ist eben eine Charaktergitarre.
Die Halstasche fräsen
Der Übergang des Halses in den Korpus ist eine heilige Angelegenheit. Ziel ist es, die Schwingungen des Halses in das Holz des Korpus zu leiten. Dafür muss eine optimale Verbindung zwischen beiden hergestellt werden. Hier darf nichts wackeln oder sonstwie falsch sitzen. Der Hals darf gerade noch so mit Gewalt, pardon, „Gefühl“ in die Tasche passen. Dann etwas Knochenkleber drauf und es hält für immer. So weit ist es aber noch nicht, jetzt geht es erstmal um die perfekte Form der Halstasche. Sie muss den Hals so aufnehmen, dass auch die Saitenlage gleich richtig ist, wenn man versuchsweise die Brücke auf die Decke legt und eine Testseite drüber spannt.
Also hieß es wieder: ab unter die große Fräse! Sie fräst dermaßen sauber, dass hinterher im Innern der Tasche keine weitere Handarbeit mehr erforderlich ist. Die Ausfräsung erfolgt auf einer angekippten Konstruktion. Grund: bei einer Les Paul geht der Hals nicht gerade aus dem Korpus, wie z.B. bei Fender, sondern in einem Winkel.
Ein Zwischenstand: