Welche Frets dürfen es denn sein?
In das makellose Griffbrett werden nun die Bünde eingesetzt, „frets“ auf Englisch. Diese befinden sich leider noch in aufgerollter Form im Lager und sind noch lange nicht einsatzbereit. Zunächst muss sowieso entschieden werden, welche Art von Bunddraht verwendet werden soll. Im Wesentlichen geht es um die Höhe. Bei dicken Bundstäbchen muss man die Saiten kräftiger herunterdrücken als bei dünnen, was einige Gitarristen wohl schätzen. Dafür spürt man dünne Bünde kaum, weswegen man das Spielgefühl gern als „fretless wonder“ tituliert. Ich halte es da wie mit dem Rindersteak, meine Bünde sind Medium (1,9 mm hoch und 2,5 mm breit). Kollege Nadav hat sich welche im Jumbo-Format ausgesucht, der Poser.
Noch ist der Draht aber auf der Rolle und muss entsprechend dem Radius meines Griffbretts vorgebogen werden. Man könnte natürlich auch die zufällige Biegung der Rolle nehmen und die Drähte irgendwie ins Griffbrett reinkloppen. Das ist allerdings nicht sehr sinnvoll, denn wenn die Biegung nicht zum Radius passt, steht schnell mal ein Ende des Bundes hoch oder in der Mitte liegt er nicht richtig in der Kerbe. Also wurde eine clevere Apparatur erfunden, die aus drei Rollen besteht, durch welche der Draht laufen muss und währenddessen gebogen wird. Man kann den Abstand der Rollen ändern und somit die Biegung auf verschiedene Radien anpassen.
Die richtige Länge des Bunddrahts
Im nächsten Schritt wird der Draht von der Rolle an den Schlitz des jeweiligen Bundes gehalten und mit ca. 10 mm Überstand auf beide Seiten abgeknipst. Es ist sinnvoll, die abgeknipsten Bundstäbchen richtig sortiert aufzubewahren, dass man hinterher noch weiß, zu welchem Bund sie gehören.
Wenn man den Draht von der Stirnseite betrachtet, sieht er grob gesagt pilzförmig aus. Oben ist der gewölbte Teil, welcher auf dem Griffbrett liegt, während unten ein sehr dünner Teil verläuft, welcher in den Bundschlitz passt. Nun ist es so, dass man es nicht möchte, dass der im Schlitz verlaufende Teil am Ende wieder hinten und vorne an der Griffbrettkante rausguckt. Daher nimmt man sich nochmal jeden einzelnen Draht zur Brust und knipst mit einer Spezialzange nur diesen unteren Teil vorne und hinten ca. 5 mm ab.
Nun kann man die Bünde in die gesägten Schlitze drücken. Der Hals wird eingespannt und jeder Bund zunächst an einem Ende angedrückt. Danach schlägt man gleichmäßig mit dem Plastikhammer auf jede Stelle des Bunddrahts, bis dieser vollständig eingesunken ist. Ein leichter Klaps noch auf die überstehenden Enden, um sie leicht nach unten zu biegen.
Diese überstehenden Enden auf beiden Seiten werden mit einer Zange bündig zum Griffbrett abgeknipst.
Glattfeilen der Bunddrähte
Danach kommt ein Hobel mit zwei eingeklemmten Feilen zum Einsatz. Der ist bitter nötig, denn sonst würde man sich die Finger an den rohen Drahtkanten blutig reißen. Die eine Feile ist senkrecht und die zweite im 45 Grad Winkel montiert. Zunächst fährt man mit der senkrechten Feile über alle Bünde, um die Länge anzugleichen. Wobei man in den hohen Lagen mehr zu tun hat, da hier die Bünde enger stehen. Sobald man ein wenig Holz vom Rand des Griffbretts abschabt, ist man fertig. Danach noch ein Durchgang mit der anderen Feile, um die Drahtenden im 45 Grad Winkel abzuschrägen.
Als Krönung kommt schließlich noch eine Spezialfeile zum Einsatz, welche einen Bunddraht fast komplett rund umfassen kann. Mit dieser Feile werden die schon abgeschrägten Enden noch mal im 45 Grad Winkel gefeilt (von oben auf das Griffbrett geguckt:d er Bunddraht ist 0 Grad, dann 45 Grad jeweils nach links und rechts). Zweimal kräftig auf jeder Seite, das genügt. Wie gesagt, wir wollen später die Finger schonen.
Nicht sauber bearbeitete Bunddrähte sind ein Punkt, der im fabulösen Gitarre&Bass Magazin regelmäßig bei getesteten Gitarren quer durch die Bank moniert wird. Also, wer hier sorgfältig arbeitet hat gleich einen Bonuspunkt.