Korpus Ölen bei „Midnight Oil“
Wenn der Body soweit fertig ist, wird er geölt. Hierfür gibt es – ähnlich wie beim Taufen am Strand – wieder mal ein Ritual, das von Ekki „Midnight Oil“ genannt wird. Folglich fand die Ölung um kurz nach Mitternacht statt, nachdem wir uns einige der extrem leckeren Pizzen von Macondo geholt haben. Die Spanier haben die Marotte, auf ihre Pizzen noch zusätzliches Chilli-Öl zu träufeln. Wir hätten unsere Instrumente also auch locker mit Pizza-Öl einreiben können, es war genug da. Und natürlich lief dazu das Lied „Beds are Burning„, vom One-Hit-Wonder „Midnight Oil“.
Das „richtige“ Öl ist dagegen eine Mischung aus Terpentin und Leinöl. Das Leinöl wird also mit einem Pinsel großzügig überall aufgetragen, bis das Holz nichts mehr schluckt. Nach einer Viertelstunde haben wir unsere Bodies („Korpen“?) mit einem Baumwolltuch abgetrocknet und das Holz über Nacht ruhen gelassen. Ziel ist, dass das Öl im Laufe der Zeit verharzt und der Oberfläche dadurch Stabilität gibt. Es ist tatsächlich so, dass eine mehrere Jahre alte Gitarre, welche nur geölt ist, fast schon wie lackiert wirkt. Ein sehr angenehmes haptisches Gefühl. Und es riecht gut!
Am nächsten Tag haben wir dann die zweite – und damit zunächst mal letzte – Ölung aufgetragen. Diesmal in Verbindung mit wasserfestem 1000er Schleifpapier. Das Öl war auch ein anderes, nämlich Hartwachs-Öl (Marke „Clou – Lumberjack“). In kreisförmigen Bewegungen wird immer eine Stelle nach der anderen behandelt und nass geschliffen. So lange, bis sich der Untergrund wieder glatt anfühlt und der Schleifton nicht mehr zu hören ist. Ekki empfiehlt, diese Behandlung zu hause nach 2 Monaten erneut durchzuführen, dann sollte es erstmal gut sein. Auch zum Reinigen und Aufhübschen einer Gitarre wäre das gut geeignet. An seiner alten Selbstbauklampfe kann man gut sehen, dass das Ergebnis überzeugend ist.
Herstellen des Sattels
Zwischen den Ölungen wurde der Sattel hergestellt. Über den Sattel („Nut“) laufen die Saiten, nachdem sie von den Mechaniken der Kopflatte kommen über das Griffbrett. Es gibt verschiedene Materialien zur Auswahl; ich habe mich für Knochen entschieden, das einen leicht gelblichen Farbton hat. Auch beim Sägen der Schlitze für die Saiten merkt man, dass es sich um Knochen handelt: es stinkt. Beim Sägen haben wir wieder Schablonen für die Saitenabstände verwendet. Hat man die nicht, sollte man etwa 3 mm von beiden Enden des Sattels Abstand halten und den Zwischenraum gleichmäßig für die 6 Saiten aufteilen. Die Sägen haben eine unterschiedliche Dicke. Es gibt folglich 6 Sägen, die für jeder Saite in der Dicke passende Schlitze herstellen. Ich habe mich für einen Sägesatz entschieden, der Schlitze für einen 10er Saitensatz sägt. Aber es passen dann später auch 9er oder 11er drauf. Ansonsten hätte ich aber auch einen dickeren Sägesatz verwenden können. Ehrlich gesagt habe ich auf meine Klampfen bisher immer rücksichtslos alles draufgezogen, was der Markt hergab, völlig wurscht ob dick oder dünn… Theoretisch hätte ich die Halsbiegung, die Oktavreinheit und was noch alles anpassen müssen. Aber weeste watt: et jeit auch so.
Beim eigentlichen Sägen beginnt man mit einer sehr feinen Feile, um für die eigentlichen Sägeblätter eine Führung zu haben. Und dann legt man los. Es dauert eine ganze Weile, bis man durch ist, die Sägen sind sehr fein und tragen nur langsam Material ab. Am Ziel ist man, wenn der Schlitz so tief ist, dass er sich fast auf Höhe des ersten Bundes befindet. Dieses „ein klein wenig höher“ kann man auf folgende Weise herausfinden: das Sägeblatt in den Schlitz legen und es durchziehen. Macht es laut „Klack“, wenn es auf den ersten Bund trifft, muss der Schlitz noch tiefer. Ist es nur einen leises „Klick“ liegt man richtig. Oder präziser ausgedrückt: irgendwo zwischen 0,5 und 1 mm Unterschied zur Oberkante des ersten Bundes liegt man richtig. Ist letztlich auch Geschmacksache. Ach ja, und wenn es weder Klick noch Klack macht, kann man diesen Sattel wegschmeißen und von vorne beginnen.
Auch wichtig: dran denken, dass der hintere Teil des Schlitzes zu den Mechaniken abfällt. Von dort kommt die Saite, und sie soll vorne im Sattel einen klar definierten Auflagepunkt haben. Und keine Auflagefläche von der Breite des Sattels. Schließlich wird der Sattel noch mit grober und feiner Feile zugeschliffen, so dass er bündig mit dem Griffbrett abschließt. Danach noch mit grobem und feinem Sandpapier drüber und die Sache ist geritzt.